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Anett Steiner, Heiko Kretzschmar (Hrsg.)
Mords-Handwerk
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Einband: Paperback
Erscheinungsdatum: 15. September 2015
Preis: 12,90 €

ISBN: 978-3-944581-11-8



“Schwieger-Spuk” – Anett Steiner

(...)
Ziemlich heftiger Tropfen, den die Vertreterin da spendiert hatte, registrierte er anerkennend. Irritiert sah er zu, wie der Nebel, der aus der Schnabeltasse in seiner Hand gestiegen war, menschliche Gestalt annahm.
Wow. Markus musste an Aladin und dessen Geist aus der Wunderlampe denken. Gut, es war spät und der Wein hatte es vielleicht auch in sich gehabt, aber das war schon ziemlich drastisch. Wer weiß, womit das Metall eingestrichen oder legiert gewesen war, überlegte Markus. Vielleicht hatte er auf diese Weise, ohne es zu ahnen, ein Halluzinogen oder eine Droge eingeatmet?
Gebannt betrachtete er das Gefäß in seiner Hand und blickte danach nach oben, unter die Lampe, beobachtete die Figur, die immer mehr Ähnlichkeit bekam mit ...
„Ja, ich bin es, du kannst es ruhig aussprechen“, keifte in jenem Moment die Nebelfigur in einer ihm ziemlich bekannten Tonlage.
„Schwiegermutter!“, keuchte Markus.
„Wie kommst du denn ...?“
Sie winkte ab.
„Frag nicht so blöd, das kapierst du sowieso nicht.“
Was wohl passieren würde, wenn er einfach das Licht ausmachte? Oder die Augen schloss? Vielleicht war er gar auf dem Sofa in dem kleinen Büro neben der Werkstatt eingeschlafen?
„Quatsch, du träumst nicht. Hör zu, ich hab dir was zu sagen!“
Jetzt kommt‘s, fürchtete Markus und griff ihr vor:
„Ich weiß, dass ich nie dein Wunschschwiegersohn war. Aber deshalb brauchst du mir noch lange nicht als Geist zu erscheinen!“
„Papperlapapp, darum geht es gar nicht! Irgendwie musste ich ja Kontakt zu dir aufnehmen. Da gibt es ’ne Menge Möglichkeiten von dort drüben aus. Ich hätte dir im Traum erscheinen oder über ein Medium mit dir sprechen können. Kann ja nichts dafür, dass du ausgerechnet ein Kupferschmied bist und sie mir deshalb die Sache mit dem Gefäß vorgeschlagen haben. Das hat‘s schon länger nicht gegeben. Hab ja kaum reingepasst!“
„Kann ich mir vorstellen.“
„Sei nicht so frech, schließlich bin ich tot und verdiene Respekt!“, verlangte Elvira und ihr Gesicht kam seinem bedrohlich nahe. Ob auch ein Geist die Rotweinfahne roch?
„Respekt? Hast du eine Ahnung, dass deine Tochter noch viel launischer ist als du?“
„Ich hab’ gleich gesagt, dass ich gegen eine Heirat bin. Ich hatte meine Gründe und die waren nicht immer eigennützig! Aber genug davon. Deshalb bin ich nicht hier. Sondern wegen Gerald.“ Markus erinnerte sich noch genau an den Mann, den Elvira fast geheiratet hätte, wenn sie nicht vorher in den Tod gestürzt wäre.
„Was ist eigentlich mit drei Wünschen? So wie beim Geist aus der Wunderlampe?“
„Lenk nicht ab. Das ist optional. Jetzt hör mir erstmal zu was ich zu sagen habe, verdammt!"
(...)