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A. Hartmann, C. Puhlfürst (Hrsg.)
Mord-Ost
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Einband: Paperback
Erscheinungsdatum: 6. März 2013
Preis: 11,90 EURO
ISBN: 978-3-9815604-3-5



Aus der Geschichte: „Leipzig sehen und sterben“ Uwe Voehl

Als ich meiner alten Freundin Claudia das Thema vorschlug, lachte sie schallend: »Das reine Plagiat! Habe letztes Jahr erst selbst für Mords-Sachsen die Idee verfolgt: Mein Mörder macht den letzten sächsischen Krimiautor platt – peng, und der Sachsenkrimi ist ausgestorben, bevor er überhaupt die Volljährigkeit erlangt hat.«
»Schreib das Ding doch einfach um«, schlug ich begeistert vor. »Dein Mörder macht den letzten Krimi-Autor überhaupt platt – finito! Und niemand schreibt mehr einen Krimi!« »Selbstplagiat?«, nörgelte Claudia. »Ist eigentlich nicht so mein Ding!«
Sie ließ sich erst überreden, als ich ihr drohte, die Geschichte eigenhändig zu schreiben.
...
Eine Redakteurin vom Feuilleton meldet sich zu Wort: »Meinen Glückwunsch. Ihre Idee, den Mord an sich auszuschalten, die Gesellschaft sozusagen verbrechensfrei zu machen, ist eine Glanzleistung. Zudem ist die von Ihnen hinzugezogene Autorenriege sicherlich höchst respektabel. Aber zwei Fragen haben Sie in Ihrer Rede nicht beantwortet: Wieso glauben Sie, dass Sie mit Mords-Mord einerseits dem Krimi-Genre den Todesstoß versetzen und andererseits das.
Ich warf die Tür hinter mir zu und besuchte Luigi. Da ich der einzige Gast war, hatte er viel Zeit für mich. »Selbst wenn ich eine Krimi-Anthologie zusammenstelle«, erklärte ich ihm, »muss die derart reinhauen, dass sie die Bestsellerliste wie ein HB-Männchen hochgeht. Abgesehen davon, dass schon jedes, wirklich absolut jedes Thema abgegrast worden ist.«
»Mu-musst du-du weiter guck-gucken«, sagte Luigi.
»Es gibt Krimi-Anthologien über Krankheiten, fiese Feste, Hochzeiten und Verlobungen, Küche und Karriere, Tee und Torten, Gärten und Ganoven, Mords-Opfer, Mords-Täter, ob Mords-Weihnacht oder Mords-Ostern; jedes, aber auch wirklich jedes kalendarische Fest ist bereits beackert worden. Über jeden Landstrich in Deutschland ist kriminalistisch mindestens eine Anthologie erschienen – meistens sind es ganze Reihen, die sich unserer lieben Heimat widmen: Mords-Sachsen, Mords-Eifel …« Ich suchte nach weiteren Beispielen.
»Mords-Mord …«, versuchte Luigi, mir beizustehen.
Hatte ich schon erwähnt, dass er stotterte?
»Was hast du gesagt?«
»Mords-Mord …«
»Das ist es!«, schrie ich. Ich küsste und umarmte ihn. Vielleicht auch in der umgekehrten Reihenfolge. Ich hatte mein Thema gefunden! Ich hatte meinen Titel!
Mords-Mord. Der Mord aller Morde!
Doch wie bewerkstelligte man den?
Ich hatte noch fünf Tage Zeit!
...