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Stephan Hähnel
Alte Frau zum Kochen gesucht
Einband: Paperback
Erscheinungsdatum: 6. März 2013
Preis: 11,90 EURO
ISBN: 978-3-9815604-2-8



Aus der Geschichte: „Wer kocht, sündigt nicht“

Giulia beobachtete die Zunahme seines Gewichtes mit Sorge. Um dem entgegenzusteuern, blieb ihr nur, weniger und nicht so substanziös zu kochen. Bei diesem Gedanken schüttelte sie verzweifelt den Kopf, rang die Hände gen Himmel und flehte im Geiste ihre Mama um Hilfe an. Als ob diese tatsächlich einen Rat gegeben hätte, lag plötzlich ein Lächeln auf Giulias Gesicht. Es gab noch einen anderen Weg: Reduktion der überzähligen Kalorien durch Bewegung.
Giulia war eine schöne und temperamentvolle Frau. Sie wusste das, und natürlich bestand kein Zweifel daran, dass ihr Mann es genauso sah. Mit Mamas Segen beschloss sie also, ihrem Liebsten jene Bewegungen häufiger zu ermöglichen, die nicht nur ihrem, sondern auch seinem Stoffwechsel gut taten.
Christian liebte seine Giulia und ihre exotische Schönheit. Sophia Lorens Behauptung, dass das Geheimnis prachtvoller Rundungen und einer atemberaubenden Wespentaille dem Genuss von Spaghetti zu verdanken sei, hätte er jederzeit unterschrieben. Auch wenn Christian nicht katholisch war, so dankte er doch jeden Tag Gott dafür, dass er als Mann geboren worden war. Es war ja nicht so, dass er unter einer wenig aktiven Frau litt. Ganz im Gegenteil. Italienisches Temperament traf mehrmals die Woche auf deutsches Stehvermögen, ungezügelte Leidenschaft auf das Pflichtgefühl, Made in Germany zu Anfänglich funktionierte Giulias Plan wie erwartet. Ein paar neue Dessous aktivierten bei Christian ungeahnte Reserven. Wohlduftendes Öl ließ beide stundenlang in einem ringkampfähnlichen Zustand agieren. Und einiges an erotischem Spielzeug, das sie über das Internet bestellt hatte, spornte ihn zu erstaunlichen Höchstleistungen an. ...

Nach einigen Wochen resümierte Giulia enttäuscht, dass die erotische Diät nicht den erwarteten Erfolg brachte. Zunehmend entwickelte Christian nach dem Liebesspiel einen Appetit, der sie beunruhigte. Nicht nur, dass er größere Portionen als üblich aß, des Öfteren erwischte sie ihn auch vor dem Kühlschrank, durch den er sich quasi diagonal durchfutterte. Es kam vor, dass sich Christian, während sie sich auf dem Gipfel der Lust ausruhte, genüsslich Glückshormone in Form einer Tafel Schokolade zuführte. Derart aufgeputscht geriet der Aufstieg in weitere libidinöse Höhen regelmäßig zu einem Parcours kamasutraischer Dimension, bei dem zwar erheblich Kalorien verbrannt, jedoch die Energie der verspeisten Schokolade auch nicht ansatzweise abgearbeitet wurde.
Es kam, wie es kommen musste. Der Zeiger der Waage drehte sich wieder im Uhrzeigersinn. Die Gefahr, ihren Mann neu einkleiden zu müssen, erschien Giulia immer wahrscheinlicher. Die Einsicht, dass ihr Plan gescheitert war, verlangte Konsequenzen.